Mit dem Text von Tom Lanoye hat Guy Cassiers "Blut & Rosen. Das Lied von Jeanne und Gilles" inszeniert. Es sind die Geschichten der Johanna von Orleans und des mächtigen Mannes Gilles.
Die Jungfrau fordert im ersten Teil der Aufführung die Mächtigen des Hofes heraus, indem sie die Vertreibung der Engländer als göttlichen Auftrag verspricht. Gilles de Rais glaubt als einziger an ihren Erfolg über die Begeisterung des Volks und der Soldaten. Nach der eigentlichen Erfüllung ihrer Mission (Vertreibung der Engländer und Krönung des Königs) bleibt sie am königlichen Hof (genießt Ansehen und Luxus) bis Kirche und Politiker, deren Macht sie bedroht, auf dem Scheiterhaufen vernichten.
Der zweite Teil der Aufführung ist das diabolische Spiegelbild des ersten Teil. Als reichster Mann Frankreichs überschreitet Gilles alle Grenzen der Konvention und Moral. Während er früher Waffenbruder von Johanna war, hat er jetzt einen Prälaten als Genossen auf der Suche nach Gold, dem Missbrauch und der Tötung von Kindern. Gegen diese Taten wird zuerst nichts eingewendet, aber als die Taten zu öffentlich werden und eine Mutter ihn wegen der Ermordung ihres Kindes anklagt, landet Gilles
in dem Stück auf dem Scheiterhaufen.
Guy Cassiers und Tom Lanoye sind mit einer genialen Inszenierung im Cour d'honneur von Avignon gelandet. Die Großprojektion der Gesichter der Darsteller im Hintergrund der Bühne ermöglicht sowohl die Betrachtung der Gesamtsituation als auch der Mimik.Die Übersetzung der Texte ist in großer Schrift direkt über den Köpfen der Darsteller eingeblendet und bietet damit erstmals in Avignon eine gelungene Kombination von Originalsprache und Übertiteln. Schauspielerische Leistungen und Kostüme sind phantastitsch. Die Spiegelung der Aktionen von Engel und Teufel sind in überragender Weise gelungen. Ein großartiges Theatererlebnis.
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