"Nach den Spielregeln der Männer ist der Vertrauensbruch in einer heterosexuellen Beziehung ziemlich normal; ein ernsthafter Vertrauensbruch ist überhaupt nur unter Männern möglich. Mit dieser haarsträubenden Moral ist "Betrogen" als Festaufführung bei einem feministischen Kongress kaum geeignet. - ... "Betrogen" ein Stück über den Schwund von Gefühlen und das Auflösen von Begriffen. Wenn man am Ende von "Betrogen" den Anfang erreicht hat, erreicht man zugleich Fragen, deren Beantwortung der Zeitablauf unmöglich gemacht hat: Wer ist betrogen? Wodurch betrogen? Betrogen, was ist das? Pinter zeigt Verhältnisse im Fluss. Er schreibt mit der Sanduhr, er hält sie seinen Personen über den Kopf. Am Ende hat man erlebt, wie man einander und wie man sich selbst abhanden kommen kann." (Georg Hensel)

Emma (Myriam Muller) trifft Jerry (Jules Werner) in einem Pub, doch ihr ehemaliger Geliebter kann ihr nichts mehr sagen. Das Stück beginnt mit dem Ende einer Liebe und blickt in den Szenen immer weiter zurück zum Anfang. Was jetzt ein stoppeliger Fremder ist, war früher mal ein begeisternder Liebhaber. Myriam Muller beherrscht die ganze Bandbreite von Gefühlsbildern und spiegelt ihr Leben mit Ehemann Robert (Franck Sasonoff) und ihrem Geliebten. Franck Sasonoff überzeugt durch seine zielgerichtete Schärfe.

Das Publikum genießt den bitteren Humor Pinters und spendet den Schauspielern begeistert Beifall für ihr Spiel.