Der diesjährige künstlerische Begleiter des Festival d'Avignon, Frédéric Fisbach, wird in diesem Jahr dem Theater des Wortes einen etwas breiteren Raum bieten, doch auch Tanz und Musik kommen zu ihrem Recht. Künstler aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Japan, Kongo, Schweiz, Spanien weiten den internationalen Blick. Fisbach gab den beeindruckenden Auftakt mit "Die Wände" (Les Paravents) von Jean Genet. Der Wortkünstler Valère Novarina eröffnete das Festival im Cour d'Honneur du Palais des Papes mit "L'Acte inconnu". Da Novarina sprachlich nicht leicht ist, dürfte sich ein vorheriges Lesen des Textes gerade erschienen) empfehlen. Deutschland ist gleich in der ersten Hälfte mit "Norden", einer Inszenierung des Romans von Louis-Ferdinand Céline durch Frank Castorf, und der Choreographie "insideout" von Sasha Waltz vertreten. Als Choreograf tritt auch Raimund Hoghe mit "36, Avenue Georges Mandel", der letzten Wohnung von Maria Callas, auf. "Raimund Hoghe möchte in seinem Stück nicht nur die Arien von Maria Callas aus verschiedenen Epochen verwenden, sondern sich auch mit ihrer Beziehung zwischen Musik und Bewegung auseinandersetzen. Er sagt: „Sänger sind sich ihrer Bewegungen sehr bewusst und können mit Tänzern verglichen werden.“ Diesen Aspekt greift er in „36, Avenue Georges Mandel“ auf und setzt die präzise artikulierten Bewegungen der Sopranistin in seinem Tanz um." (Goehte-Institut)
Mathieu Bauer zeigt mit seiner Band Sentimental Bourreau eine Kombination von Theater, Musik und Video "Tendre jeudi", was auf John Steinbecks "Straße der Ölsardinen" aufbaut. Der kongolesische Choreograf und Tänzer Faustin Linyekula Faustin Linyekula präsentiert zwei Stücke: "Dinozord" (Dinosaurier - der letzte seiner Rasse) und "Le Festival des mensonges" (Das Festival der Lügen spielt ein politisches System in Afrika und anderswo, in dem die Bürger betrogen werden). Christophe Fiat zeigt in Uraufführung "La jeune fille à la bombe". Label France (52-0) schrieb zu diesem Poeten "Christophe Fiat begleitet sich mit einer elektrischen Gitarre: Weil er sich vom Rock inspirieren lässt, gleichen seine Texte Refrains volkstümlicher Chansons, die durch den Singsang zum Ohrwurm werden. ...Und vielleicht tut sich gerade dort etwas, in diesem Versuch, den Autor und seine Sprache zu enthüllen. Diese komplexen Maschinerien aus Versatzstücken und Überlegungen, Wiederverwertung der Wirklichkeit und Bildmontage haben den großen Vorteil, Fragen zu stellen."
Societas Raffaello Sanzio/Romeo Castellucci führen Hey Girl auf. Das Festival bringt auch Ariane Mnouchkine mit Les Ephémères mit der Frage "Was tätest Du, wenn die Welt morgen unterginge?" nach Avignon.
Folgende weitere Veranstaltungen sind auf dem Programm:
Die Festspielleitung veranstaltet täglich allgemein zugängliche Pressekonferenzen, in denen die Regisseure in ihre Stücke einühren. Texte der Stüücke werden bis zum Beginn der Festspielzeit in den Buchhandlungen verfügbar sein.
Neben den eingeladenen Theatern des "In" beim Festival d'Avignon gibt es noch eine Vielzahl von Aufführungen des "Off" mit Theatern, die zum Teil sehr interessante Inszenierungen zeigen; Hinweise werden zu Beginn der Spielzeit hier gegeben.
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